Online vs. Offline – DAS DUELL | LeFloid, FAZ & DieLochis für mehr Wahlbeteiligung

Gestern lud die FAZ zum großen Live Duell. YouTuber LeFloid und FAZ Digitalchef Mathias Müller von Blumencron stritten über diverse politische Themen. Hier prallte ein klassisches Printmedium auf einen der größten deutschen YouTuber. Und auch DieLochis unterstützen die Aktion für eine höhere Wahlbeteiligung unter Erstwählern. Das waren die Ergebnisse.

Gestern Abend kamen Menschen zusammen, die man nicht zwangsläufig gemeinsam in einem Raum vermuten würde. FAZ Jounalist Mathias Müller von Blumencron begegnete YouTuber LeFloid bei einem politischen Streitgespräch, ehe DieLochis das letzte Wort sangen. Und so ungleich diese Konstellation ist, so breit gestreut war auch das Publikum. Sowohl super junge Kids als auch Menschen Ü40 kamen zusammen, um dem politischen Talk mit anschließendem Wohnzimmerkonzert zu lauschen. Sowas schafft nur die Verschmelzung von online & offline Welt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung dürfte jedem bekannt sein, über DieLochis haben wir auch schon einen kleinen Einblick ins Lochiversum gegeben, doch wer ist jetzt dieser LeFloid?

LeFloid

„Ist das der mit der Angela Merkel?“, haben wir gestern von jemandem gehört, der allein mit dem Namen LeFloid wohl noch nicht viel anfangen konnte, dem das Gesicht dann aber doch bekannt vorkam. Witzig wäre es sicher gewesen, eben dieser Person LeFloids erstes Video von 2010 zu zeigen. Oder allgemein dessen erste Videos. Denn bevor er sein Erfolgsformat LeNews im Juni 2012 mit den Worten „wir versuchen mal was neues“ startete, lebte er sich auf YouTube u.a. mit Vlogs, Videos über die GamesCom und anderem „nerd stuff“, für den sein Herz bis heute schlägt, aus. Allerdings ist auch dort schon erkennbar, wie kritisch er gewisse Themen sieht und welches Potential & welcher Tatendrang in ihm schlummern, Dinge zu ändern. Das ist auch bis heute so geblieben, genauso wie seine berühmten „Tittenthumbnails“. Ob es nun die leichtbekleideten Frauen auf den Anzeigebildern oder anschaulich und gut aufbereiteter Content, der Newstime und Kolumne vereint, sind, die ihm mittlerweile über 3 Mio Abonnenten bescherten, bleibt offen. Wahrscheinlich ist es genau die Mischung und die Tatsache, dass LeFloid Ahnung hat von dem, was er macht und wie er seine Zuschauer bei der Stange halten kann. So erreicht er auf seinem Hauptkanal LeFloid mit jedem News Video zwischen 500.000 und einer Millionen Zuschauer – anderen Content wie Gaming oder Vlogs hat er auf weitere Kanäle ausgelagert. Mit seiner durchschnittlichen 70 Arbeitsstundenwoche beweist der Selbstständige, der zuvor noch Psychologie und Rehabilitationspädagogik studierte, dass es die Leidenschaft zu dem, was er tut ist, die ihn so groß gemacht hat.
Kein Wunder also, dass von ihm die online Front im FAZ Duell übernommen wurde.

Für eine höhere Erstwählerquote

Das Duell zum Thema „Populismus im Netz“ war eine Komponente der Initiative „80 Prozent für Deutschland“. Hierbei ging es darum, die Erstwähler zur Wahl zu ermutigen und in ihnen politisches Interesse zu wecken, wodurch deren Wahlbeteiligung auf 80% steigen sollte. Für diesen Zweck haben sich 80 prominente Persönlichkeiten beteiligt, so auch DieLochis. Sie versprachen ein Wohnzimmerkonzert bei Zielerreichung. Und obwohl die Beteiligung von 71% auf lediglich 75% stieg, erfüllten die YouTube Zwillinge dennoch ihre Challenge und gaben nach dem politischen Talk LeFloid vs. FAZ Digitalchef Mathias Müller von Blumencron ein kleines Wohnzimmerkonzert im gemütlichen Kunstverein Familie Montez in Frankfurt.

Das Streitgespräch

… das eigentlich gar kein wirkliches Streitgespräch war. Denn der FAZ Journalist und der YouTuber waren sich in erstaunlich vielen Punkten sehr einig. Doch nicht in allen.

Die beiden hatten sich so einiges zu sagen. Begonnen mit der Arbeitsweise eines YouTubers, dessen Inhalte sich vor allem daran orientieren, was die eigenen Zuschauer sehen wollen. Hass im Netz ist natürlich auch bei LeFloid ein Thema, welches er jedoch nicht an sich ranlässt. Er nimmt es nach all den Jahren YouTube schlichtweg nicht mehr ernst, sieht jedoch die Plattformen in der Schuld, hier aktiver zu werden. Es sei die Aufgabe der sozialen Netzwerke, den Hass zu kontrollieren. Ebenso war es ihm ein Anliegen, durch das Würdigen und Kommentieren von Beiträgen, die einem gefallen, eine Gegenbewegung zum Hate zu starten.

„Wenn ich alles erklären müsste, was ich im Internet lese, käme ich aus dem Reden nicht mehr raus“, spricht der YouTuber über Themen wie Russlandloyalität oder Flat Earther. „Man muss nicht alles erklären. Das Problem ist aber, dass man sich mit dem allen rumschlagen muss“. LeFloid ist sich seiner Verantwortung bewusst, keinem seine Meinung aufzudrängen, glaubt jedoch noch an „den mündigen Menschen“. An denjenigen, der von seinen Videos zum Denken angeregt wird und nicht blind seiner Meinung nacheifert.

Die Diskussionsrunde wurde aber nicht nur von Mathias Müller von Blumencron und LeFloid angeregt, sondern auch durch Fragen aus dem Publikum ergänzt.

  • Glaubt ihr, dass Parteien irgendwann lernen werden mit Medien umzugehen?

LeFloid bejahte diese Aussage. Er ist sich sicher, dass der Fokus der Manipulation durch Dritte immer präsenter werde. Der FAZ Digitalchef sieht das jedoch etwas skeptischer und beschreibt den Umgang mit den Medien durch Parteien eher als langsamen Prozess. An dieser Stelle wurde ebenfalls die Willkür sozialer Medien angesprochen. Besonders spannend war hier natürlich die Machtlosigkeit über die Entmonetarisierung von Google festgelegter, nicht vermarktbarer Themen. In der Intransparenz der sozialen Medien sieht LeFloid heute große Chancen für neue Plattformen, wohingegen Müller von Blumencron auf den Dialog mit den Konzernen plädiert. Ein großes Problem ist hier allerdings der Standort der großen Konzerne mit in den USA niedergeschriebenen AGB, welche wiederum weltweit gültig sind.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Pauschalisierung der „Medien“. Den Vorwurf der Gleichschaltung dieser „Medien“ dementierte der FAZ Journalist mit der Aussage, dass die Gedanken in den Köpfen der Individuen entstehen. Gedanken sind frei und nicht nur auf YouTube, sondern auch auf der kommentierenden Ebene in den Zeitungen will der Leser zur Diskussion durch die Gedanken des Autors angeregt werden. Und wird es auch.

  • Was ist das größte Problem an der deutschen Politik?

Diese Frage sorgte für die größten Lacher – und wurde im Anschluss von den Lochis spaßeshalber direkt nochmal aufgegriffen. Denn „der heilige Gral der Antworten wird gerade gefordert“, so LeFloid. „Kein Problem“. Er selbst erachtet Teilhabe als eines der größten Probleme, vor allem in Bezug auf die jüngere Gesellschaft. So wünscht er sich jüngere Personen in verantwortungsvollen Positionen als Vorbilder für die Jugend. Mathias Müller von Blumencron hingegen fordert mehr Widerspruch gegen die eigene Parteilinie. Zusammenfassend möchte er mehr Nachdenken und mehr Opposition auch gegen die eigene Partei erleben.

„Ich hätte es gern jünger. Du gern oppositioneller. Wenn wir uns da in der Mitte treffen wär super“ – LeFloid.

  • Die Sprache in den Tageszeitungen spricht die Jugend nicht an.

Hier gestand der FAZ Vertreter, dass es oft vorkäme, dass man sich nicht genügend Mühe mache, komplexe Vorgänge vereinfacht und für jeden verständlich darzustellen. Dies hängt jedoch damit zusammen, dass man sich auf eine gewisse Zielgruppe fixieren muss – sei es die Jugend oder der Professor. LeFloid klagt über die Bespielung der jüngeren Generation mit irrelevanten Themen. Anders aufbereitet könne man, wenn man will, auch eine jüngere Zielgruppe abholen, wie LeFloid auf seinem eigenen YouTube Channel zeigt. Die Mischung macht’s.

  • Fast kein Online Journalismus Student liest mehr Zeitung.

Mathias Müller von Blumencron betont, dass es ihm egal ist, ob guter Content digital oder gedruckt gelesen wird. Jedoch sind sich LeFloid und er einig darüber, dass die nicht vorhandene Zahlungsbereitschaft der User im Internet überdacht werden muss, um mehr Relevanz im Internet zu gewährleisten. Hier muss mit anspruchsvollen Inhalten überzeugt werden. Denn im Internet führt der freie Zugang zu einer hohen Irrelevanz und wirklich anspruchsvolle Inhalte können sich nur durch eine zahlungsbereite Leserschaft finanzieren

Den ganzen Livestream samt des Wohnzimmerkonzerts gibt’s übrigens hier zum Nachschauen: FAZ Livestream

Influencing done right

LeFloid mit über 550.000.000 Klicks auf seine Videos nutzt seine Reichweite, indem er es geschafft hat, bei seinem News Format politische Themen frisch, jung, zum Nachdenken anregend und so spannend zu gestalten, dass es eben nicht einfach trockene Nachrichten sind, sondern genauso gut als Entertainment durchgeht. Aber auch jenseits von YouTube setzt er sich ein: sozial und politisch engagiert er sich in diversen Projekten, immer mit großem Willen, etwas zu verändern.

DieLochis spielten anschließend 5 Akustik Songs

Aber auch DieLochis, die für die musikalische Abrundung des Abends sorgten, hatten ihre Daseinsberechtigung, obwohl ihre Musik, wie sie selbst anmerkten „nicht zwangsläufig so viel mit Politik zutun“ hat. Jedoch versuchen sie Werte, die ihnen selbst wichtig sind, zu vermitteln. Denn die Brüder erreichen vor allem junge Menschen und setzen das hervorragend ein. Zum Beispiel bei Kampagnen wie Jugend gegen Aids, wo sie schon zum 4. Mal in Folge Kampagnenbotschafter sind. Heiko und Roman sind aber auch selbst Erstwähler und bekennen sich zu ihrem politischen Interesse ohne ihre Community in eine politische Richtung zu drängen. Doch auch sie sprechen sich klar gegen populistische Parteien aus. Dadurch können sie als die Idole auch die nächste Generation für das Thema der Veranstaltung und der Initiative sensibilisieren und zu solch informativen Events locken. Denn es galt: Erst Politiktalk, dann DieLochis! In einem kleinen Akustik-Set haben sie mit ihrem langjährigen Gitarristen Patrick Luckert Lieblingslied, Träume, Sidekick, Nie Mehr Allein und Kopfkino aus ihrem Erfolgsalbum #zwilling18 gespielt.

Übrigens waren wir positiv davon überrascht, dass LeFloid bereits zum Einlass nicht backstage, sondern ganz entspannt unter den anderen im Raum saß. Und auch DieLochis haben sich die Diskussion nicht entgehen lassen und sich währenddessen unter die Zuschauer gemischt. Am Ende haben sich die beiden auch noch jede Menge Zeit für ausgedehnte Gespräche und natürlich das ein oder andere Foto genommen.

Alles in allem war dieses Event die perfekte Mischung eines gut gelungenen Abends, der sowohl informativ, als auch unterhaltsam war. Und hoffentlich in dem ein oder anderen das politische Interesse durch diese spannende Aufbereitung steigern konnte.


4 Gedanken zu “Online vs. Offline – DAS DUELL | LeFloid, FAZ & DieLochis für mehr Wahlbeteiligung

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