Jannik Brunke war auf seiner ersten eigenen Tour auf dem Weg Richtung Ich. Schon auf der Insel EP, der Stadt EP und der Welt EP hat er seine Fans auf diese sehr persönliche Reise mitgenommen. Und sind wir nicht alle irgendwie auf unserem Weg Richtung Ich? In München konnten wir Jannik im Rahmen seiner Tour ein Stück auf seinem Weg begleiten und haben erfahren, wie er mit Groupies umgeht, welche Träume er momentan hat und wie es mit seiner Musik weitergeht.
Wer ist Jannik Brunke?
Einige werden Jannik Brunke bereits kennen. Der Musiker aus dem hohen Norden war 2014 Teilnehmer der TV Show „Rising Star“ und ist als Support Act von den Lochis und Kayef schon viel herumgekommen. Doch begonnen hat alles viel bescheidener. Von der kleinen, 17 Kilometer langen Insel Juist hat es Jannik zunächst online über YouTube schon 2012 in die weite Welt gezogen – damals noch mit One Man Cover Songs erfolgreicher Hits, interpretiert auf Janniks ganz eigene Weise. Erst später hat er auch offline den Schritt gewagt, ist nach Berlin gezogen und hat das Landleben hinter sich gelassen. Allerdings kommt er mittlerweile immer wieder gerne zurück in seine Heimat.
»Ich war jetzt grade wieder zuhause, weil es mir wieder zu viel wurde in der Stadt. Da hab ich dann reflektieren können, was eigentlich alles so passiert ist«
Und genau darin liegt auch Janniks Stärke: Er reflektiert, was er erlebt. Er bereut nicht, er lernt. Und er lässt alle an seinen Erfahrungen teilhaben – auf seinem YouTube Channel und seinen Social Media Kanälen, aber vor allem in seinen Songs. In der Musik verarbeitet er Eindrücke, innere Konflikte, verflossene Lieben und seine einsame und identitätsstiftende Reise von der Insel in die Stadt hinaus in die Welt. Eben alles, was ihm auf seinem Weg Richtung Ich begegnet und ihn beschäftigt.
Richtung Ich
Doch bei all der Entwicklung und Selbstfindung stellt sich natürlich auch die Frage, wer Jannik denn im Moment überhaupt ist, wo er gerade steht, und wohin es von hier aus weitergehen soll.
»Ich hab mich auf jeden Fall beobachten können und ich weiß irgendwie, wie ich drauf bin, wie ich mit Situationen umgehe und ich glaube, ich bin ein ruhiger Mensch. Und ich bin jemand, der viel nachdenkt. […] Das sind so Sachen, die ich bemerkt habe, wie ich bin. Aber man weiß das auch nie und das verändert sich auch. Und die Erkenntnis habe ich eigentlich gemacht. Dass sich das auch verändert und das ist auch gut. Dass man das akzeptiert, dass man sich immer entwickelt und man halt nie ankommt und dass das was Gutes ist. Das habe ich gelernt auf dem Weg«

Auch in Zukunft möchte Jannik Brunke das Thema Richtung Ich in der Musik mit anderen teilen. Wir dürfen uns aber auch auf neue Musik freuen. Sicherlich wieder mit Inhalten, die zwar sehr konkret und persönlich Janniks Gefühle widerspiegeln, mit denen man sich aber trotzdem selbst identifizieren kann. Denn die Suche nach sich selbst, Phasen der inneren Zerrissenheit, ständiger Wandel – all das sind Themen, mit denen sich jeder mal auseinandersetzen muss oder musste. Dabei wirft Jannik nicht mit pseudopoetischen Floskeln oder Standardaussagen um sich, sondern lässt den Zuhörer in seine Gefühlswelt und damit ganz nah an sich und seine Erlebnisse heran. Man muss nicht auf einer Insel aufgewachsen sein oder Fernweh verspüren, um zu verstehen, was er meint, wie er sich fühlt und worum es letztlich geht: sich selbst zu finden, sich eine eigene Identität zu schaffen und dabei auch Träumereien zuzulassen und zu realisieren. Auf dem Weg Richtung Ich.
12 Monate, 12 Songs, 3 EPs
In Songs wie „Land in Sicht“, „Weit weg“ oder „Besser irgendwo“ spricht Jannik also genau das an, was eine ganze Generation bewegt. Seine bisherige Reise hat er in 12 Songs verarbeitet, die er im vergangenen Jahr Monat für Monat veröffentlicht hat. Den Anfang machte er mit der Insel EP, auf der er sich so sehr danach sehnt, mehr zu sehen und zu erleben, aber trotzdem noch Schwierigkeiten hat, seine Heimat zu verlassen. Auf der Stadt EP verarbeitet Jannik Brunke all die neuen Eindrücke, die er in Berlin sammeln kann, sowohl positive als auch negative. »Es gibt Leute, […], die einen in andere Bahnen lenken wollen. Die einem sagen „Mach das so oder wir machen das nicht zusammen und wir arbeiten nicht zusammen“« Da er auf solche Leute aber zum Glück nicht angewiesen ist, findet er für sie in seinem Song „Fickt euch“ klare Worte. Und so sehr ihn die Stadt auch eingenommen hat, so sehr will Jannik dann doch mehr sehen als nur das. Er will hier raus! Es zieht ihn in die weite Welt. Mit dem Rucksack bepackt geht es für ihn 2018 also nach Singapur und Neuseeland. Ein weiterer großer Schritt auf seinem Weg Richtung Ich. Die Aufbruchstimmung spiegelt sich auch in seiner Welt EP wider. Am „Ende der Welt“ konnte er alles noch einmal aus einer neuen Perspektive sehen:
»Dieses Gefühl, das ich da hatte, so weit weg zu sein, das hatte ich noch nie. Und das konnte ich mir auch noch nicht vorstellen oder es erwarten, das Gefühl. Es war einfach da und es war in dem Moment ein sehr krasses und eins der krassesten Gefühle, so weit weg zu sein und die Freiheit zu genießen«
Von der Insel in die Stadt, hinaus in die Welt und ab auf die Bühne
Jannik Brunkes Richtung Ich Tour 2019 war der krönende Abschluss seines 12-monatigen Projekts. Er spielte 10 Konzerte in 9 Städten: Berlin, Hamburg, Bielefeld, Hannover, Wien, München, Trier, Köln und Dortmund. Als Tour-Support hatte er in Wien Helmut Rhode und bei allen anderen Shows seinen Freund und Musikerkollegen VYEN dabei. Auch der setzt auf tiefgründige, nachdenkliche Texte, die von atmosphärischen Melodien getragen werden.

VYEN brachte das Publikum in die passende Stimmung, bevor Jannik 15 Songs performte.
17 Kilometer • Besser Irgendwo • Wenn es so einfach wär • Land in Sicht • All In
Auf deinen Straßen • Fickt euch • Weit weg • Richtung Ich • Ende der Welt
Wellen • Lichtjahre • Nie vorbei • [new song] • Nicht Ich

Neu war auf der Richtung Ich Tour auch, dass Jannik mit Band unterwegs war. Kannte man vorher seine faszinierende One Man Show mit Gitarre und Loop Station, hatte er jetzt Unterstützung von Drummer Johann Friedrich Steinke an und Gitarrist Patrick Luckert. Patrick hat er über die gemeinsame Zeit auf Tour mit den Lochis 2016 kennengelernt. Und auch Friedo hat sich schnell in die Family eingefügt. Diese Harmonie merkt man auf der Bühne. Die 3 Jungs scherzen und feiern gemeinsam die Liveshows.

Dabei interagieren sie mit der Crowd, animieren sie zum Mitmachen und stehen so in München plötzlich ungeplant in einem Regen aus Konfetti, mit dem die Fans Jannik und Band überrascht haben. Janniks Konzerte machen unfassbar viel Spaß. Er ist ein geborener Entertainer, der mit seiner Bühnenpräsenz jeden einzelnen in seinen Bann zieht und mit auf seine Reise nimmt. Und das ist Jannik wichtig: jeden zu erreichen und zu involvieren. Er hat eine starke Verbundenheit zu seiner Audience und diese intensive Fanbindung hat sich live besonders gezeigt, als Jannik nur mit seiner Gitarre bepackt zwei Songs inmitten des Publikums gespielt hat. Mit „Wellen“ und dem nur live hörbaren Song „Lichtjahre“ hat er eine Nähe geschaffen, die wirklich jeden mitreißt.
Von Coversongs zu eigener Musik
Jannik hat wie so viele über Social Media angefangen, Musik zu veröffentlichen. Seien es Max & Harvey, die sich über musical.ly einen Namen gemacht haben oder die Lochis, die mit Parodien auf YouTube begonnen haben. Durch die frühen Einblicke wird man als Zuschauer Teil einer Entwicklung von Musikfreunden zu ernstzunehmenden Musikern. Dabei ist Social Media längst kein Faktor geringwertiger Qualität mehr. Denn Beispiele wie Jannik Brunke zeigen, dass das Medium nicht mehr als eine Plattform ist, über die man sein Talent in die Welt tragen kann. Wir sehen gerne dabei zu, wie Musiker sich abseits von Castingsshows entwickeln mit all den Höhen und Tiefen. Und dann ist es umso schöner, solch inspirierende Talents offline erleben zu dürfen.
Wir freuen uns, Jannik Brunke weiter auf dem Weg Richtung Ich zu begleiten und finden uns durch seine Musik bestimmt auch ein bisschen selbst.